Quo vadis IPM?
Angesichts einiger fehlender Aussteller und spürbar weniger Besuchern fragt Christoph Killgus: Wo geht’s hin, mit den Fachmessen?
von Christoph Killgus erschienen am 27.02.2024Es waren wieder einmal richtig gute Tage in Essen. Viele Begegnungen und gute Gespräche ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Es ist schön, Kollegen und Kolleginnen, live zu treffen, zu denen man sonst nur über Mail oder Telefon Kontakt hat. Viele sind über die Jahre auch zu Freunden geworden. Und die Kreativität unserer Branche mit Blumen und Pflanzen begeisterte wieder einmal. Und so liegt der verklärende Gedanke verführerisch nahe: Wir sind mit der IPM ESSEN wieder im Anschluss an die Vor-Corona-Zeiten. Doch nicht nur die Pandemie, auch viele andere Entwicklungen sorgen für große und schnelle Umbrüche. Das gilt auch für die Bedeutung von Fachmessen für die jeweiligen Branchen.
In Zeiten, in denen der Wind gerade für mittelständische Unternehmen stürmisch geworden ist, überlegen sich Inhaber und Mitarbeiter sehr viel genauer als früher, ob der Besuch einer Veranstaltung infrage kommt oder nicht. Wo Investitionen anstehen, fällt die Entscheidung positiv aus. Wo Investitionen nicht möglich sind, setzt man nicht mehr ohne Weiteres Zeit für schöne Ausflüge ein. Zumal die leistungsfähigen Lieferanten heutzutage mit ihrem Angebot und Außendienst in den Betrieben präsenter denn je sind. Das Direktmarketing ist professionell.
Und schließlich die Aussteller. Vor Jahren waren Messen Pflichtveranstaltungen schon deshalb, weil Nichtanwesenheit schnell zu unangenehmen Gerüchten führte: Geht es dem Unternehmen nicht gut? Kann es sich die Teilnahme nicht mehr leisten? Diese Zeiten sind vorbei. In Gesprächen mit Ausstellern wird deutlich, dass intensiv über das Messeengagement nachgedacht wird. Aufwand und Nutzen werden viel genauer als vor Jahren bilanziert. Selbst für finanzstarke große Unternehmen gibt es keine Selbstverständlichkeiten mehr.
Ist das nun ein Abgesang auf Fachmessen? Ganz bestimmt nicht!
Ich oute mich gerne als großer IPM-Fan. Gerade deshalb ist aber Illusionen entgegenzutreten, erfolgreiche Veranstaltungen seien wie vor Jahren Selbstläufer, auch wenn natürlich schon immer großer Einsatz von einer Messe um ihre Aussteller nötig war.
Wo liegen Ansatzpunkte für eine Fortentwicklung der IPM ESSEN? Sie liegen zum einen darin, mit dem Pfund der Internationalität noch mehr zu wuchern. Dazu gehört eine größere Wertschätzung und Aufmerksamkeit des deutschen Gartenbaus für die Gäste. Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt kommen gern als Aussteller und Besucher zu uns. Ihre Beteiligung gilt es gerade von den ideellen Trägern auf Seiten der Verbände und Organisatoren noch stärker zu würdigen und wertzuschätzen. Viele Töne sind da immer noch erstaunlich national. Wer mit einer internationalen Messe nur für die nationalen Anliegen punkten will, greift zu kurz!
Ein weiterer Ansatzpunkt liegt in der weiteren Förderung von Gemeinschaftsständen. Sie helfen nicht nur Ausstellern aus anderen Ländern, in Essen präsent zu sein. Sie sind auch ein Steigbügel für kleinere Unternehmen, auf einer Fachausstellung präsent zu sein. Ein sehr schönes Beispiel sind hier die kleinen Gärtnerkabinen am großen Landgardstand.
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