Ein durchwachsenes Jahr für die Fachgartencenter
Das Jahr 2025 kann unter der Überschrift: „Es war kein Jahr der Pflanze“ abgelegt werden. Dennoch konnte das VDG Branchenbarometer kumulativ mit einer roten Umsatznull abschließen. Damit zeigten sich die Fachgartencenter also insgesamt auf einem stabilen Niveau, mithin widerstandsfähig gegenüber den gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
von Stefan Lange erschienen am 18.12.2025Die Quartalsentwicklung
Wie erwartet, endete das erste Quartal mit einem dicken Minus. Die hohen Vorgaben vom März 2024 wurden nur von einer Handvoll Betriebe sogar noch übertroffen. Die große Mehrheit blieb spürbar unter dem, des Vorjahresniveaus, insofern schlug am Quartalsende ein Minus von über 8 % zu Buche. Wer das Positive suchte, schaute auf den Vergleich zu den Jahren 2022 und 2023.
Die Stimmung erhellte sich im April spürbar, zumal das späte Osterfest zu einer Verschiebung der Umsätze vom März auf April beitrug. Nach einem Drittel des Jahres war somit das gute Vorjahresniveau erreicht.
Doch dann kam der Mai, welcher selten so unterschiedlich ausfiel wie in diesem Jahr. Die Betriebe meldeten sowohl zweistellige Steigerungen als auch zweistellige Rückgänge zum Vorjahr. Insgesamt überwog jedoch das Minus.
Wie schon im Vorjahr brachen fast bundesweit Frequenz und Umsatz nach Muttertag bei den meisten Betrieben förmlich ein. Sollte es etwa zur Regel werden, dass die Saison künftig hier endet?
Bilanz zum Halbjahr
Die Saison fängt immer früher und mit großer Nachfrage an, während im Juni spürbar weniger nachgekauft wird. So macht der Betrieb das Geschäft, welcher eine hohe Warenverfügbarkeit zum Saisonbeginn präsentieren und flexibel auf die Nachfrageentwicklung reagieren kann.
Und natürlich merkt auch die grüne Branche, dass Reisen bei den Kunden weiterhin Priorität hat und entsprechend die Investitionsbereitschaft in andere Konsumsegmente beeinflusst.
Dem dritten Quartal fehlte die Dynamik beim Umsatz und auch bei der Kundenfrequenz. Das kumulative Minus verharrte bei rund 1,5 %.
In den wichtigen Sortimentsgruppen Stauden und Beet & Balkon waren spürbare Rückgänge zu verzeichnen, was insbesondere die kleineren Betriebe traf. Bei den größeren Betrieben sorgte vorwiegend die Gastronomie für eine kleine Kompensation. Doch Herbstzauber sieht anders aus.
Aktivitäten lockten die Kunden
In vielen Gartencentern wurden im vierten Quartal wieder „Mädels-Abende“, „Lichterzauber“ und andere Veranstaltungen organisiert. Diese waren nicht nur gut besucht, sondern es wurde auch gekauft. So lagen die Saisonartikel und das Boutique-Sortiment bei einigen Betrieben zweistellig im Plus. Im Durchschnitt lag die Warengruppe bei einem Plus von knapp 4 %. Die Gastronomie hatte weiterhin Konjunktur.
Und da die Winterblüher ebenfalls einige Kaufimpulse gaben, hat es über alle Warengruppen immerhin zu einem kleinen Quartalsplus gereicht! Doch insgesamt blieb es ein schwieriges Jahr für das Pflanzensortiment.
Große Euphorie konnte die Adventszeit somit nicht entfachen, doch immerhin zeigten die Umsatz- und Kundenverlaufskurven des Branchenbarometers am Jahresende wieder nach oben – tatsächlich ein gegenläufiger Trend zum Konsumbarometer der übrigen Einzelhandelsbranchen.
Der Warenkorb und die Warengruppen
Betrachtet man den Warenkorb bzw. Durchschnittsbon, so stieg dieser weiter leicht an. Bei den kleineren Betrieben mit knapp 2 % sogar über dem Branchendurchschnitt. Dies ist zwar höheren Preisen geschuldet, doch zeigt es, dass die Kunden sich weiterhin für die Produkte in den Gartencentern begeistern.
Die Hauptwarengruppen Baumschule, Beet & Balkon sowie Zimmerpflanzen lagen am Jahresende mit 2 bis 4 % unter dem Vorjahr. Dies zog teilweise auch das Sortiment an Gefäßen und weiteren Zubehörartikel mit nach unten.
Das dominierende Thema der Kaufzurückhaltung im Einzelhandel war bei Gartencenterkunden nicht so ausgeprägt und wurde regional unterschiedlich wahrgenommen. Ein generell verändertes Kundenverhalten war nicht zu beobachten, aber in einigen Sortimenten durchaus spürbar. So wurden in der Baumschule häufig kleinere Pflanzen gekauft oder auf das Staudensortiment ausgewichen.
Über alle Betriebe hinweg ist das höchste kumulierte Gesamtminus in der Warengruppe Pflanzenschutz zu verzeichnen, was insbesondere an der diesjährig ausgebliebenen Schneckeninvasion lag.
Eine Ausnahme vom negativen Pflanzentrend bildete das Floristiksortiment, welches ein kumuliertes Plus aufwies. Begünstigt wurde dies durch zahlreiche Schließungen kleinerer Blumenläden. Fachgartencenter mit entsprechender Abteilung konnten hier offensichtlich Kundenpotenzial binden. Aber Achtung: Die Abteilung ist betriebswirtschaftlich stets besonders kritisch zu betrachten. Mit den individuell gebundenen Sträußen kann ich zwar Kunden begeistern, es muss sich aber auch kaufmännisch rechnen.
Wie schon im letzten Jahr haben sich das Living-Sortiment sowie die Geschenkartikel und Accessoires positiv entwickelt. Und mit der Seidenblume erlebte ein alter Dauerbrenner eine Art Renaissance.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass neben der bereits erwähnten Gastronomie, auch die Hofladenabteilungen mit regionalen Lebensmitteln ein gutes Wachstum zu verzeichnen hatten.
Wichtige Fragen intern stellen
Auch wenn die Fachgartencenter nun eine vermeintlich stabile Basis ausweisen, sollten sich diese stets kritisch hinterfragen. Die politischen Krisen und gesamtwirtschaftlichen Turbulenzen spüren nicht nur einzelne Gartencenter, sondern auch deren Kunden und die lokalen Wettbewerber. Die Rahmenbedingungen sind für alle gleich! Wir können diese genauso wenig beeinflussen wie das Wetter.
Aber den eigenen Marktauftritt und die geführten Sortimente können Sie intern kritisch hinterfragen: Wie attraktiv bin ich als Fachgartencenter für den Kunden? Prüfen Sie daher, wo der Betrieb im lokalen Wettbewerbsumfeld steht. Wie ist das Gartencenter im Hinblick auf Sortimente, Service und Dienstleistungen sowie auch den Preis positioniert? Ist der Marktauftritt stimmig? Wo liegen die Stärken und Kompetenzen (auch beim Personal)? Sind diese Kompetenzen für den Kunden erkennbar bzw. erlebbar?
Die Pflanze bleibt ein Wohlfühlartikel, der Garten ein Erholungsort. Und die Trends wie Urban Farming bzw. Gardening führen der grünen Branche Kunden in die Abteilungen mit Kräutern, Gemüse und Obstbäumen. Auch die etwas in den Hintergrund geratene Nachhaltigkeit spielt bei der Kaufentscheidung weiterhin eine wichtige Rolle. Es gilt diese Karte, genauso wie die Regionalität der Produkte, gezielt auszuspielen.
So bleibt am Ende die Erkenntnis: Nicht die Betriebsgröße oder der Standort spielen die entscheidende Rolle, ob ein Gartencenter zu den Gewinnern oder Verlierern des Jahres 2026 gehört. Wenn die Kundschaft von der Einkaufsatmosphäre, den Sortimenten und deren Präsentation begeistert ist, wird sich dies unmittelbar positiv in den betriebswirtschaftlichen Zahlen widerspiegeln.

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.