Wildhaft und elegant
In der wildhaften Blumenbinderei liegen die Inspirationen nicht nur an jeder Wegstecke und zwischen den unscheinbaren Momenten, die uns vielleicht im Alltag entgehen, sondern auch in fernen Welten, wie die der englischen Gärten. Dort finden wir neben der Fülle an Vielfalt vor allem auch bekannte Floralien neu inszeniert und einmal anders gedacht. Dynamisch, wild und ungestüm inspirieren sie das Blumenhandwerk mit einer besonderen Note.
von Sebastian Conrad, München erschienen am 10.11.2025In der letzten Ausgabe habe ich den romantischen Garten des Herrenhauses „Great Dixter“ vorgestellt. Eine kurze Autofahrt von diesem entfernt eröffnen sich ganz andere Gartenwelten: Hoch oben auf dem Turm, in dem die bekannte Poetin und Gärtnerin Vita Sackville-West ihre kraftvollen Worte bündelte, zeigt sich die Landschaft, die zu „Sissinghurst Castle“ gehört.
Am meisten bekannt für den „White Garden“ finden sich hier weitere spannende Floralien. Die orangefarbenen Trompeten der exotisch anmutenden Zauschneria californica ssp. latifolia neben den fizzeligen Euphorbia cyparissias ziehen in den Bann. Letztere gehört zu den Wolfsmilchgewächsen, braucht also bei der Verarbeitung Achtsamkeit bezüglich des milchigen Austritts nach dem Schnitt. Im bekannten weißen Garten finden sich die romantischen Lieblinge: weiße Rosen und mehrjährige Wicken (Lathyrus latoifolius ‘Weiße Perle’).


Hingucker ist der Trichterschwertel (Dierama pulcherrimum ‘Album’) , der hierzulande leider noch zu wenig kultiviert wird, aber als Werkstoff besonders luftige und auch bezaubernde Momente kreieren kann. An bekannten, silbrigen Gesichtern fehlt es nicht: Artemisia ludoviciana, Calamintha nepeta und Stachys byzantina schmiegen sich aneinander.
1Mit einem letzten Schlenker durch „Delos“, dem nach griechischem Vorbild neu gestalteten Garten durch Dan Pearson, findet sich eine bezaubernde Kombination aus den violetten Tulbaghia violacea und den purpurfarbenen Ananaslilien Eucomis comosa ‘Sparkling Burgundy’. Die Blüten halten gut, wenn sie mit den ersten leicht geöffneten Blüten geerntet werden und gehen wie Eremurus sp. von unten nach oben auf.






Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.