Umsatzeinbußen im März durch erhöhte Nachfrage ab April wieder ausgeglichen
Der Absatz von Beet- und Balkonpflanzen 2020 wurde kurz vor dem Saisonstart vom plötzlichen Lockdown überschattet. Eine von den Abteilungen Gartenbau der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Augsburg, Fürth, Kitzingen und Landshut durchgeführte Marktanalyse beleuchtete das Ergebnis der unter dem Vorzeichen der Corona-Pandemie stehenden Saison 2020.
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Die vier Gartenbauzentren in Bayern mit Sitz an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürth, Kitzingen, Landshut und Augsburg haben in diesem Jahr erstmals eine bayernweite „Marktanalyse Beet- und Balkonpflanzen“ durchgeführt. Dabei wurden Aspekte wie die Umsatzveränderung im Vergleich zum Vorjahr, der Absatz verschiedener Segmente, sowie Trendentwicklungen beleuchtet. Hierzu wurden 62 Einzelhandelsgärtnereien im Freistaat befragt.
März und April vom Lockdown geprägt
Aufgrund des Lockdowns im Frühjahr durften ab dem 21. März nur noch Geschäfte mit Gütern des täglichen Bedarfs öffnen – gärtnerische Endverkaufsbetriebe hingegen mussten ihre Türen schließen. Nun war Improvisation gefragt: Durch Onlineshop und Lieferservice konnten viele Gärtnereien zumindest einen Teil ihrer Ware absetzen. Wer hier mit einer bereits bestehenden Infrastruktur aufwarten konnte, profitierte von der erhöhten Nachfrage nach Pflanzen.
Die Wiederöffnung am 21. April machte verschiedene Trends deutlich: Der Kunde legt verstärkt Wert auf Regionalität, Selbstversorgung und Nachhaltigkeit.
Alternative Absatzwege
Während Endverkaufsbetriebe ab Ende März ihren Laden schließen mussten, konnte der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) weiterhin gärtnerische Produkte absetzen. Daraus resultiert, dass die überwiegende Mehrheit der bayerischen Betriebe den LEH als größte Konkurrenz während des Lockdowns angab. Um produzierte Ware dennoch absetzen zu können, boten viele Gärtnereien einen Lieferservice an - oft verbunden mit einem spontan eingerichteten Online-Shop. Waren diese Instrumente bereits vorhanden, konnte man die erhöhte Nachfrage nach Pflanzen schnell bedienen.
Die Bedeutung des Internets wurde auch in der Umfrage deutlich: 53 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Kundschaft vorab online über Produkte informiert. 70 Prozent sind der Meinung, dass eine Homepage und das Bespielen der Social-Media-Kanäle neue Kunden generiert.
Selbstversorgung und Regionalität
Sei es der höhere Grad an Freizeit oder der Wunsch in Krisenzeiten unabhängig zu sein - die Nachfrage nach gartenbaulichen Produkten zur Selbstversorgung stieg in der Corona-Krise stark an. Sowohl der Absatz von Gemüsejungpflanzen als auch von Topfkräutern nahm in der diesjährigen Saison zu. Fast alle befragten Betriebe verzeichneten ein Plus in den genannten Bereichen.
Ein weiterer Trend zeichnet sich beim Thema Regionalität ab: Knapp 50 Prozent der befragten Gärtner gaben an, dass der Kunde bereit ist, für Ware aus eigenem Anbau mehr Geld zu bezahlen. Diese Beobachtung deckt sich auch mit den Aussagen des Konsumbarometers 2019 von Consors Finanz. Demnach sind sogar 61 % der europäischen Verbraucher bereit, für regionale Produkte mehr zu bezahlen.
Nachhaltigkeit
Die Umfrage zeigte auf, dass der Trend zum Umweltschutz und die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten weiter anhält. So gaben 71 Prozent der Betriebe an, dass bienenfreundliche Produkte von den Kunden vermehrt nachgefragt werden.
Auch das Thema torffreie und torfreduzierte Substrate ist beim Verbraucher angekommen. 45 Prozent der befragten Gärtner gaben an, dass hier Bedarf aus Kundensicht besteht. Diese Einschätzung ist umso bedeutender, als die Verwendung von torffreien Erden für den Hobbybereich ab 2026 von der Bundesregierung im Rahmen der vereinbarten Ziele zum Klimaschutzabkommen beendet werden soll. Es gilt, die Kunden in den kommenden Jahren gezielt an die Thematik heranzuführen und praktikable Lösungen anzubieten.
Die Wichtigkeit, über die im Betrieb in Bezug auf Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit durchgeführten Maßnahmen zu informieren, ist essenziell. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer kommuniziert beispielsweise den Nützlingseinsatz im Betrieb. Das Thema „Biologischer Pflanzenschutz“ im Bereich Beet und Balkon wird unterschiedlich gewertet: Circa 30 Prozent der an der Umfrage beteiligten Betriebe sehen hier Zukunftspotential, während ebenso viele weiterhin auf konventionelle Mittel im Rahmen eines integrierten Pflanzenschutzes setzen.
Zufriedenstellende Saison 2020
Die durchgeführte Umfrage bei den bayerischen Einzelhandelsgärtnereien zeigte auf, dass die erheblichen Umsatzeinbußen im Monat März durch eine erhöhte Nachfrage ab April wieder ausgeglichen werden konnten.
Die Zukunft ist ungewiss: Der derzeitige „Lockdown light“ macht deutlich, dass alternative Vertriebswege unabdingbar sind.
Das fachliche Know-How und die Beratung des Gärtners können und sollen freilich nicht durch das Internet ersetzt werden. Vielmehr stellt die Verbindung des stationären Handels mit dem Onlinehandel eine sinnvolle Ergänzung der Vertriebswege dar und dient als verlängerte Ladentheke.
Die Durchführbarkeit von Veranstaltungen wie eine Adventsausstellung hängen maßgeblich von einem passenden Hygienekonzept und nicht zuletzt dem weiteren Verlauf der Pandemie ab. Sollten sich die Beschränkungen zum Weihnachtsgeschäft verschärfen, können Onlineshop und Lieferservice als Instrument in der Krise dienen.
Trends, wie der Wunsch nach regionalen und nachhaltigen Produkten wurden in der Krise umso deutlicher und halten weiter an.
Zur Teilnahme an der Bayerischen Marktanalyse Beet- und Balkonpflanzen
In der Analyse wurden Daten zu verschiedenen Themengebieten wie Saisonbeurteilung, Umsatzveränderungen, Konkurrenzsituation, Marketinginstrumenten, Trendentwicklungen und Preispolitik erhoben. Die detaillierten Ergebnisse stehen ausschließlich den teilnehmenden Einzelhandelsgärtnereien zur Verfügung und können bei preispolitischen Entscheidungen helfen.
Wenn Sie zukünftig an der Erhebung teilnehmen möchten, können Sie sich an die für Sie zuständige Marketingberatung wenden:
- Bayern Nord: Claudia Taeger, AELF Kitzingen, Telefon: 09321 3009-1425, E-Mail poststelle@aelf-kt.bayern.de
- Bayern Süd-Ost: Andrea Prankl, AELF Landshut, Telefon: 0871 603-2117, E-Mail: poststelle@aelf-la.bayern.de
- Bayern Süd-West, Gordian Bihrer, AELF Augsburg, Telefon: 0821 43002 - 3413, E-Mail: poststelle@aelf-au.bayern.de
- Bayern Mitte, Gundula Holm, AELF Fürth, Telefon 0911 99715-1413, E-Mail: poststelle@aelf-fu.bayern.de
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