Wetter, Wandel, Wettbewerb – was Gartencenter weltweit bewegt
Beim diesjährigen International Garden Centre Congress (IGCC) in Südafrika haben wir Statements von den Teilnehmenden zur aktuellen Marktsituation eingesammelt. Die Stimmen aus Australien, Irland, Frankreich, Luxemburg, Italien und Südafrika zeigen, dass trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen überall ähnliche Themen den Alltag prägen: Wetterextreme, steigende Kosten, verändertes Kundenverhalten und der Fachkräftemangel.
von Oliver Mathys, Den Haag/NL erschienen am 21.10.2025
© Oliver MathysNach wie vor sind alle essbaren Pflanzen der absolute Renner. Joanne Purser, Guilford Town Garden Centre, Australien
Bei uns in Australien ticken die Uhren noch ein wenig anders: Die Kundinnen und Kunden sind durchaus bereit, für gute Produkte und passende Dienstleistungen auch einen höheren Preis zu bezahlen. Die vergangene Saison verlief sehr positiv, und auch in diesem Jahr sieht es bislang gut aus – die Jahreszeiten sind hier ja verschoben. Nach wie vor sind alle essbaren Pflanzen der absolute Renner: von Setzlingen über Sträucher und Bäume bis hin zu Kräutern.
Um unseren Kunden einen guten Service zu bieten, braucht es jedoch entsprechend geschultes Personal – und genau daran hapert es derzeit. Zwar finden wir Mitarbeiter, doch rund 30 Prozent verlassen uns nach kurzer Zeit wieder. Zudem können wir beim Lohnniveau beispielsweise mit Reinigungsfirmen kaum konkurrieren.
© Oliver MathysKundinnen und Kunden stellen höhere Ansprüche, sind aber nicht immer bereit, jeden Preis zu akzeptieren. Fergal Doyle, Arboretum Irland
Insgesamt war das Jahr solide – wir konnten ein kleines Plus verzeichnen, das vor allem auf unsere Café-Restaurants und den Bereich Hartware zurückzuführen ist. Der Pflanzenverkauf stagnierte hingegen leicht, und auch bei Gemüse und Kräutern war kein Zuwachs zu beobachten. Deutlich spürbar ist, dass die Kundinnen und Kunden höhere Ansprüche stellen und nicht immer bereit sind, jeden Preis zu akzeptieren.
Auch die Mitarbeitersituation bleibt herausfordernd: Die Wünsche nach reduzierten Arbeitszeiten lassen sich in der Praxis kaum umsetzen, insbesondere, wenn gleichzeitig keine Anpassung der Gehaltsvorstellungen erfolgen soll.
© Oliver MathysBei den Pflanzen beobachten wir eine deutliche Sortimentsverschiebung. Martin Cowell, Cowell’s Garden Centre, England
Zu unserem Betrieb gehört eine Eigenproduktion – das bleibt nach wie vor unser Schwerpunkt. Rund 64 Prozent unseres Umsatzes entfallen auf Pflanzen, mit denen wir ein klares Plus erzielen konnten. Natürlich ist alles etwas teurer geworden, doch solange die Qualität stimmt, akzeptieren unsere Kundinnen und Kunden das weiterhin.
Wir beobachten jedoch eine deutliche Sortimentsverschiebung: Die Kundschaft möchte Erfolg im Garten haben – gefragt sind Pflanzen, die zuverlässig wachsen, pflegeleicht sind und möglichst wenig Wasser benötigen. Ich bin selbst gespannt, welche Auswirkungen das in den kommenden Jahren auf unsere Produktionsplanung haben wird.
Bei den Mitarbeitenden hat sich wenig verändert. Da es in unserer Region kaum Konkurrenz gibt, sind unsere bewährten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon seit längerer Zeit bei uns im Betrieb.
© Oliver MathysIn Frankreich steht der Pflanzenverkauf stark unter Druck. Richard Demange, Ma Jardinerie, Frankreich und Luxemburg
Wir betreiben mehrere Gartencenter in Frankreich und zwei in Luxemburg. Insgesamt zeigen sich die beiden Märkte sehr unterschiedlich – vor allem aufgrund des deutlichen Lohngefälles zwischen den Kundinnen und Kunden. In Frankreich liegen wir derzeit kumuliert bei rund minus acht Prozent, während wir in Luxemburg ein deutliches Plus verzeichnen können.
In Frankreich ist die Stimmung momentan insgesamt negativ. Viele Menschen sind unzufrieden mit der wirtschaftlichen Lage – und das spüren wir direkt an der Ladenkasse. Besonders der Bereich der lebenden Pflanzen steht stark unter Druck und verliert an Bedeutung. Themen wie Nachhaltigkeit oder das durch die Pandemie gestärkte Bewusstsein für das eigene Grün scheinen bei vielen Konsumenten wieder in den Hintergrund zu rücken.
Auch bei den Mitarbeitenden zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Unzufriedenheit wächst, und selbst langjährige Beschäftigte verlassen plötzlich das Unternehmen.
© Oliver MathysNach einem schlechten Start im Frühjahr sind wir nun im Plus. Giacoma Brusa, Agricola, Italien
Das Jahr begann witterungsbedingt schwierig – kalt, zu viel Regen und heftige Stürme im Frühjahr ließen zunächst nichts Gutes erwarten. Doch im Mai wendete sich das Blatt: Wir konnten die Rückstände aufholen und liegen nun kumuliert bei einem Plus von 3,5 Prozent – sogar etwas über unserer Budgetplanung.
Nach wie vor zählen Kräuter, Gemüse sowie Obst und Beeren zu den Verkaufsschlagern. Auffällig ist, dass sich im Außenbereich Bäume und Sträucher schwer tun, während Stauden weiterhin sehr gefragt sind.
Unser Team steht fest hinter uns. Seit nunmehr sieben Jahren werden die Mitarbeitenden im Verkauf regelmäßig von einem Psychologen begleitet – das hat sich sehr bewährt, da sie sich dadurch besser unterstützt und weniger allein gelassen fühlen. Neu hinzugekommen ist eine Krankenkassenunterstützung, die wir größtenteils übernehmen. Sie kommt vor allem den älteren Beschäftigten zugute; für das jüngere Team suchen wir derzeit nach einer passenden Ergänzung.
© Oliver MathysSeit der Zusammenlegung mehrerer Standorte läuft das Geschäft erfolgreicher. Morne Faulhammer, Super Plants Gardencentre Tokai, Südafrika
Auch wenn es auf den ersten Blick anders wirkt, liegt die Umsatzverteilung zwischen Pflanzen und Hartware bei uns bei etwa 50 zu 50 Prozent. Im lebenden Sortiment bilden Freilandpflanzen – insbesondere Stauden und Kleingehölze – den klaren Schwerpunkt.
Bis 2005 betrieben wir mehrere Standorte, doch seit der Zusammenlegung läuft das Geschäft erfolgreicher, und ich kann meinen Fokus gezielter setzen.
Mein Team ist im Durchschnitt seit rund 15 Jahren bei uns – einige Mitarbeitende sogar seit der Eröffnung. Diese langjährige Treue zur Familie erklärt sich, so glaube ich, durch eine offene und ehrliche Kommunikation und dadurch, dass ich selbst mit anpacke, wenn es nötig ist.

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