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BAUMARKT-STRUKTURUNTERSUCHUNG: Praktiker-Insolvenz sorgt für Abbau von Überkapazitäten

Die Insolvenz des Praktiker-Konzerns, der zwischen dem Sommer 2013 und dem Februar 2014 rund 320 Standorte von Praktiker, Max Bahr und Extra Bau & Hobby zum Opfer fielen, hat zu einem spürbaren Abbau von Überkapazitäten geführt. Das ergab die Baumarkt-Strukturuntersuchung der gembama.

Am 1. September 2013 - also unmittelbar vor Beginn der Schließungswelle, gab es in Deutschland insgesamt 2.371 Baumärkte mit einer Innen-VF von ca. 13.950.000 qm und einer gewichteten VF von ca 14.300.000 qm. Zum Stand 1.1.2015 ist diese Zahl - naturgemäß nicht ausschließlich wegen der Praktiker-
Entwicklung - um saldiert 253 Einheiten zurückgegangen.

Der aktuelle Bestand zum Jahresanfang beläuft sich auf 2.118 Baumärkte, die der Definition (mindestens 1.000 qm Innen-VF und breites Sortiment) des BHB - Handelsverbands Heimwerken, Bauen und Garten, Köln, entsprechen. Diese Märkte verfügen insgesamt über eine Innen-VF von ca. 11.755.000 qm. Freiflächen summieren sich auf insgesamt rd 3.650.000 qm, so daß eine Gesamtverkaufsfläche von ca 15.550.000 qm vorhanden ist. In der branchenüblichen Gewichtung des BHB (Innenfläche zu 100 %, überdachte Freifläche zu 50 %, offener Außenbereich zu 25 %, Baustoff-Drive in-Bereich zu 50 %) ergibt sich eine aggregierte gewichtete VF von ca 13.030.000 qm.

Die Folgen der Praktiker-Entwicklung werden allerdings auch 2015 noch spürbar sein, wenn weitere ehemalige Standorte durch andere Betreiber wieder ans Netz gehen. Diesbezüglich liegen der gemaba konkrete Informationen über rd 25 Objekte mit ca 160.000 qm Innen-VF vor, deren Wiedereröffnung kurzfristig bevorsteht. De facto werden mehr Märkte wiedereröffnet, da nicht alle zur Übernahme vorgesehenen Projekte bekannt sind.

Die Übernahme zahlreicher vorheriger Praktiker-Standorte ermöglichte der Branche Neuinvestitionen an Standorten, an denen keine langwierigen  Genehmigungsverfahren durchzustehen waren. Der Begriff "Neueröffnung" erhielt damit 2014 dahingehend eine spezielle Bedeutung, daß er im wesentlichen Übernahmen und in einem gewissen Umfang auch unternehmensidentische Ersatzstandorte umfaßte. "Echte" Neueröffnungen des vergangenen Jahres spielten kaum eine Rolle.

Bereits in den letzten vier Monaten des Jahres 2013 wirkte sich die Praktiker-Insolvenz stark rückläufig auf die Bestandszahlen aus. Im Verlauf des letzten Jahres reduzierte sich die Zahl der Baumärkte noch einmal um 80 Einheiten. Der Rückgang der gewichteten VF belief sich auf ca 280.000 qm.
Die aktuell vorhandene Verkaufsfläche entspricht dem Stand des Jahres 2005, in dem allerdings die Zahl der Baumärkte um rd 380 Betriebe über dem aktuellen Stand lag, was die seitherige Zunahme der durchschnittlichen Betriebsgröße eindrucksvoll verdeutlicht.

Insolvenz wirkt sich positiv auf Flächenproduktivität aus

Schon seit mehr als zehn Jahren konnten die Branchenumsätze mit der Entwicklung der Verkaufsflächen nicht Schritt halten. Hieraus resultierte ein kontinuierliches Absinken der qm-Umsätze. Die seit September 2013 erfolgte Ausdünnung hatte zur Folge, daß die bei Praktiker, Max Bahr und Extra getätigten Umsätze teilweise auf die verbleibenden Konkurrenzbaumärkte umgeschichtet wurden. Untersuchungen der gemaba in bestehenden Märkten, die von Praktiker-Schließungen profitierten, haben allerdings gezeigt, daß offenbar auch merkliche Umsatzbestandteile zu konkurrierenden Vertriebsformen
abgewandert sind. Der stationäre Branchenumsatz, der seitens des BHB für 2013 auf rd EUR 18 Mrd beziffert wurde, ist dementsprechend weiter zurückgegangen. Die genauen Zahlen für 2014 werden vom BHB erst Anfang März bekannt gegeben.

Der typische deutsche Baumarkt des Jahres 2015 weist innen rd 5.550 qm auf, wovon rd 1.350 qm zur Präsentation von Pflanzen und typischen Gartensortimenten genutzt werden. Zusätzlich besteht eine teilüberdachte Freifläche von rd 1.780 qm, so daß sich eine Gesamtverkaufsfläche von rd 7.350 qm ergibt. Hieraus resultiert eine gewichtete Verkaufsfläche von rd 6.150 qm. Dabei wird im Durchschnitt ein jährliches Brutto-Umsatzvolumen
von rund EUR 8.300.000 abgewickelt.

Die aktuelle Flächenproduktivität liegt bei rd EUR 1.500 je qm Innen-VF bzw. rd EUR 1.350 je qm gewichteter VF. Diese Leistungszahlen liegen um rd 7 % über dem Niveau,das vor der Praktiker-Insolvenz erzielt wurde. Die Gesamtwirtschaftlichkeit der Branche hat also vom Abschmelzungsprozeß durchaus profitiert. Im Hinblick auf die Flächenproduktivität wirkt sich die Insolvenz also positiv aus.

Wie bereits erwähnt, entspricht der Flächenbesatz als Folge der Praktiker-Insolvenz nur noch dem Niveau des Jahres 2005. Die Zahl der Betriebe ist auf den Stand von 1993/94 zurückgegangen. Per Saldo sind - betrachtet man die Gesamtentwicklung im Bundesgebiet - Überkapazitäten abgebaut worden, was die Position der verbleibenden Anbieter gestärkt hat.