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Mathys fragt …

Tradition und Wandel

Seit Generationen steht der Name Starkl für gärtnerische Leidenschaft und unternehmerische Beständigkeit. Franz Starkl leitet den Betrieb in Tschechien mit Herzblut, Erfahrung und einem offenen Blick für Neues. Im Gespräch erzählt er, wie sich Tradition und Fortschritt ergänzen – und warum Familie, Flexibilität und Begeisterung seine stärksten Wurzeln sind.

von Oliver Mathys erschienen am 27.10.2025
Franz Starkl stammt aus der traditionsreichen österreichischen Gärtnerfamilie Starkl und leitet gemeinsam mit seiner Frau Sabine den Postordervertrieb und ein Gartencenter in Cáslav in Tschechien. www.starkl.com © Oliver Mathys
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Oliver Mathys: Franz, du bist Teil der österreichischen Starkl Dynastie, ihr habt aber euer Unternehmen in Tschechien. Erzähle doch bitte, wer du bist und was du machst. Franz Starkl: Na ja, Dynastie scheint mir etwas übertrieben. Wir sind eine alteingesessene Gärtnerfamilie, die verschiedene Unternehmen und Gartencenter betreibt. Ich selbst habe einen Postordervertrieb und ein Gartencenter. Dabei macht der Versand rund 75 % unseres Umsatzes aus. Wir versenden nach Ungarn, Slowakei, Polen und Tschechien. Unser wunderschönes Gartencenter, das derzeit stark im Wachstum ist, leitet meine Frau Sabine. Wir sind an dem Standort die zweite Generation, mit dem Blick auf die Gesamtfamilie bereits die 3. Generation – alles begann 1912 in Österreich. In Tschechien wurde 1992 der Grundstein gelegt. OM: Ihr verschickt aber auch nach Österreich? FS: Ja, aber das wird von den dort ansässigen Gartencentern meiner Familie gemacht. Die Sortimente variieren in den einzelnen Ländern, im Bereich der Hartware gibt es jedoch einige Überschneidungen. Die Unterschiede bei den Pflanzen betreffen vor allem die Topfgrößen, da die Märkte in den jeweiligen Ländern sehr unterschiedlich sind. In allen vier belieferten Ländern betreiben wir eigene Callcenter, da sich nicht nur die Sprachen, sondern auch die Mentalitäten der Kunden unterscheiden. Beim Versand machen Pflanzen rund 90 % des Sortiments aus. Interessant ist, dass sich unser traditioneller Katalog – den es seit über 30 Jahren gibt – zunehmend vom klassischen Versand- und Kataloghandel hin zum Onlineshop entwickelt. Diese Entwicklung ist auch dringend notwendig, da sich die Rahmenbedingungen und Verfügbarkeiten seit der Covid-Pandemie stark verändert haben. OM: Was sind denn die größten Unterschiede? FS: Na ja, das ist ganz einfach: Kataloghandel bedeutet immer ein gewisses Risiko – alles muss auf Vorrat sein, und wir müssen im Voraus abschätzen, was wir in welcher Menge benötigen. Im Onlinehandel hingegen kann man viel schneller und flexibler auf den Markt reagieren. Produkte, die nicht mehr verfügbar sind oder qualitativ nicht überzeugen, lassen sich problemlos aus dem Sortiment nehmen. Auch Anpassungen bei Preisen oder Topfgrößen sind online jederzeit möglich – im gedruckten Katalog hingegen nicht. Dort tauchen manchmal sogar ein Jahr später noch Anfragen zu Artikeln auf, die es längst nicht mehr gibt. OM: Woher bezieht ihr eure Pflanzen? FS: Also, stolz sind wir vor allem auf unsere Rosen und Obstbäume – dort züchten und veredeln wir nach wie vor unsere eigenen Sorten. Danach folgen natürlich noch verschiedene Baumschulwaren. Viele unserer Beet- und Balkonpflanzen lassen wir in der Nachbarschaft von befreundeten Gärtnern für uns produzieren, was uns sehr am Herzen liegt. Aber selbstverständlich gehört auch der Import aus anderen europäischen Ländern zu unserem Sortiment. Als Mitglied der Sagaflor haben wir außerdem Zugriff auf deren Sortiment – das erleichtert uns insbesondere im Gartencenterbereich, vor allem bei der Hartware, die Arbeit enorm. Dort liegt der Schwerpunkt zwar ebenfalls auf Pflanzen, mit etwa 70 Prozent, aber rund 30 Prozent des Angebots entfallen auf Hart- und Dekorationswaren. OM: In vielen Ländern ist die Mitarbeitersituation sehr angespannt – wie sieht das bei euch aus? FS: Im gesamten Unternehmen beschäftigen wir 52 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Gartencenter arbeiten wir in zwei Schichten mit jeweils etwa 16 Personen. Dazu kommen – besonders in der Saison – zahlreiche Aushilfen im Versand, das sind dann schon mal 30 bis 40 zusätzliche Kräfte, ergänzt durch einige Saisonarbeitskräfte aus der Ukraine. Und ja, es ist definitiv schwieriger geworden. Auch wir müssen heute viel flexibler auf die Wünsche und die individuellen familiären Situationen unserer Mitarbeitenden eingehen – das war vor einigen Jahren noch deutlich einfacher. Du sprichst die Familie an – ihr lebt ja gar nicht in Tschechien und auch nicht gerade „um die Ecke“ … FS (runzelt leicht die Stirn): Ja, das ist tatsächlich nicht immer einfach. Unser Arbeitsweg beträgt rund drei Stunden – pro Strecke. Das ist natürlich nichts, was man täglich pendeln kann, und die Kinder sollen ja trotzdem mit uns aufwachsen. Sabine fährt montagmorgens ganz früh los und kommt dann am Mittwoch im Laufe des Vormittags zurück. Ich starte am Mittwochmorgen und bin freitags am Abend wieder daheim. Mittwochs treffen wir uns auf halber Strecke auf einen Kaffee – das ist sozusagen unsere kleine „Übergabe“. Das Wochenende ist uns heilig – das gehört ausschließlich der Familie. Und auch wenn wir im Unternehmen jeweils unsere eigenen Bereiche verantworten, ist das Ganze schon eine Art modernes Jobsharing. OM: Wenn du ein paar Dinge anpassen oder verändern könntest – was wäre das? FS: Wir würden sehr gerne dem tschechischen Einkaufsverband beitreten – vor allem mit Blick auf die Hausmarken. In Österreich haben wir solche bereits, aber allein schon wegen der Sprachbarriere ist das für uns auf der Fläche in Tschechien nicht ganz einfach umzusetzen. Dabei schätzen die Kundinnen und Kunden solche Eigenmarken sehr. Und zum Zweiten ist es definitiv ein Ziel, ein weiteres Gartencenter zu eröffnen. Vor einigen Jahren hatte ich einmal die Gelegenheit, einen Mitbewerber zu übernehmen – diese Chance musste ich damals allerdings vorbeiziehen lassen. Das bedaure ich bis heute ein wenig. Aber ich bin sicher: Es wird wieder eine neue Gelegenheit kommen. OM: Hast du eigentlich selbst einen Garten? Und wenn ja – an welchen Pflanzen hängt dein Herz besonders? FS: Natürlich – sogar einen ziemlich großen Garten! Und offen gesagt mag ich alle Pflanzen. Aber ja, mein Herz gehört den Rosen. Ich habe einige Jahre in Frankreich bei Delbard gearbeitet und dort eine wunderschöne Zeit erlebt. Vielleicht kommt daher auch meine Leidenschaft – bis heute züchten und veredeln wir unsere eigenen Sorten, und ich bin bei diesen Prozessen immer mit vollem Herzblut dabei. Ich finde auch den internationalen Austausch nach wie vor sehr wichtig und möchte meine Zeit im Ausland auf keinen Fall missen. Das ist übrigens auch der Grund, warum wir ein so enges Verhältnis zur IGCA pflegen. Ich denke, gerade junge Menschen sollten solche Chancen viel häufiger nutzen und ruhig mal ihre Komfortzone verlassen. OM: Eine letzte Frage – wenn dir eine gute Fee einen Wunsch erfüllen würde, was wäre das? FS (nach kurzem Nachdenken, lächelt): Dann wohl doch ein Arbeitsplatz direkt vor der Haustür. Aber nein, ich will mich nicht beschweren – es ist alles gut, so wie es ist. OM: Danke, Franz – und bis bald beim kommenden IGCA-Kongress in München!
Autor:in
Oliver A. Mathys
begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zur Situation und Zukunft der Branche.
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