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Mathys fragt …

Han Daniels

Der Niederländer Han Daniels leitet zusammen mit seiner Schwester ein großes Gartencenter direkt an der Grenze zu Deutschland, weshalb zwei Nationalitäten mit unterschiedlichen Charakteren zu seinen Stammkunden zählen. Die Deutschen verweilen meist lange und sehen das Gartencenter als Erlebnispark.

von Oliver Mathys, Den Haag erschienen am 26.09.2025
Han Daniels (l.) betreibt das Tuincentra Daniels in Vlodrop. © Oliver Mathys
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Oliver Mathys: Han, bitte erzähle uns doch ein wenig über dich und euer Gartencenter. Han Daniels: Ich leite mit meiner Schwester Anne zusammen das Tuincentra Daniels in Vlodrop. Unsere Eltern Weil und Marleen gründeten dies 1983 und es wurde bis 2007 stets erweitert. Einer unserer Schwerpunkte war damals unsere einzigartige Biotop- und Teichtechnikabteilung. 2007 kam dann ich ins Geschäft und meine Schwester Anne folgte 2011. Die ersten Jahre leiteten wir es zu viert, bis danach Jahr für Jahr der Übertrag an uns beide erfolgte. Einen großen Schritt gab es 2015, als das neue Warenlager entstand. 2018 erweiterten wir nochmals das geheizte Gewächshaus, vergrößerten den gesamten Außenbereich und gestalteten diesen neu. OM: Was euch neben zwei, drei anderen niederländischen Gartencentern einzigartig macht, ist, dass ihr fast direkt an der deutschen Grenze liegt. Ist das nicht auch ein Nachteil – es war ja nicht immer alles so leicht mit dem Grenzübertritt? HD: Na ja, wenn ich das im Gesamten und auch rückblickend betrachte, ist es schon ein großer Vorteil. Wir tanzen sozusagen auf zwei Hochzeiten. Klar, bei Covid als die Grenze dicht war, merkten wir dies natürlich auch, vor allem da in den Niederlanden die Gartencenter etwas länger geschlossen waren als in Deutschland. Aber die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden waren schon immer sehr stark. Siehe auch unser Königshaus und auch dazu haben unsere deutschen Kunden ein sehr enges Verhältnis. OM: Du erwähnst Vorteile – was hoch ist denn der deutsche Umsatzanteil? HD: Das sind zwischen 60 und 70 % Umsatzanteil – das schwankt auch immer etwas von der Jahreszeit her. Vorteile sind zum Beispiel, dass von den Trends her der niederländische Kunde immer etwas voranläuft, der deutsche aber nachzieht. Das hilft uns bei der Einkaufsplanung und dem Verkauf. Des Weiteren sind es in verschiedenen Bereichen auch teils sehr unterschiedliche Sortimente, welche man in den Niederlanden sonst so nicht antrifft. Diese werden aber von unseren niederländischen Kunden inzwischen sehr geschätzt. OM: Wenn du das Sortiment ansprichst, ich stelle mir das recht schwer vor. Der Niederländer mag es schon mal etwas schreiend bunt – der Deutsche eher in Natur, mit Holz und grün. HD: Ja, das stimmt, aber unser Deko-Team und unsere Marketingfachleute können damit inzwischen hervorragend umgehen. Die Herausforderung ist, dass man diese Gegensätze in ein Gesamtkonzept packt – sodass sich alles zusammenfügt als Vollsortiment und dennoch gegenseitig einen Spannungsbogen aufbaut. Die Kunst liegt vielmehr beim Einkauf, da gerade bei der Einschätzung der Mengen sehr viel Fingerspitzengefühl nötig ist. OM: Hat der deutsche Kunde andere Erwartungen als der Niederländer? HD: Generell gibt der deutsche Kunde leichter Geld aus – da ist der niederländische Kunde schwieriger –, nicht zuletzt gilt in den Niederlanden der Satz: Kijken, kijken, niet Kopen – was frei übersetzt soviel heißt wie: Schau es dir an (klaue mit den Augen), du musst ja nicht immer gleich kaufen. Der deutsche Kunde ist zudem viel höflicher und freundlicher. Natürlich merken auch wir, dass sich die deutsche Wirtschaft verändert und leicht abschwächt. OM: Neben den Mentalitätsunterschieden gibt’s ja auch noch die bekannte Sprachbarriere und oft ist es ja so, dass man denkt, man versteht die niederländische Sprache, doch die Fettnäpfchen lauern. HD: Bei uns sprechen alle Mitarbeiter beide Sprachen. Je nach Person eben besser oder noch mit etwas Luft nach oben (lacht leise vor sich hin) und ja, es kommt manchmal zu Verwechslungen, aber normalerweise klappt das ganz gut. Die Deutschen lieben unseren Akzent – Rudi Carrell und Linda De Mol haben da ganze Arbeit geleistet. Für unsere Kunden sind wir ein bisschen wie ein Erlebnispark, wo man einen Tagesausflug hinmacht. Und so ist die Verweildauer gerade bei den deutschen Kunden recht lange, was im Frühjahr dann auch mal zu Parkplatzmangel führen kann, denn dann dreht auch unser Gartencafé auf Hochtouren. OM: Was ist der Hauptgrund, weshalb die Kunden zu euch kommen? HD: Wir sind ein typischer Familienbetrieb und sind auch persönlich auf der Fläche anzutreffen. Ich glaube, der Kunde fühlt sehr stark, dass er bei uns willkommen ist. Und dass neben uns als Familie auch unser Team stets ein offenes Ohr für sie hat. Gerade in der heutigen Zeit, wo wir oft tagtäglich nur von negativen Schlagzeilen umgeben sind, tut es jedem gut, sich einfach mal fallen und gemütlich die Seele baumeln zu lassen – und das können die Kunden bei uns. OM: Es ist überall schwer, neue Mitarbeiter und genügend Personal für die Fläche zu finden. Wie geht es euch damit? HD: Corona war eine echt schwere Zeit, da konnte anderswo schnell mehr Geld verdient werden. Gerade in der Pflege hatten wir viele Mitarbeiter, welche kurzfristig abgewandert sind. Aber auch da hilft wieder unsere Stärke als Familie, weshalb wir es durch unsere eigene Philosophie schaffen, viele unseres Teams über Jahre persönlich an uns zu binden. Und jeder ist von Herzen willkommen – egal mit welcher Nationalität. OM: Noch eine letzte Frage, wenn ihr beiden so zurückschaut, würdet ihr, wenn ihr könntet, die letzten 5-10 Jahre anders anpacken? HD: Aber sicher, gerade die Corona-Zeit hat uns einiges gelehrt und man entwickelt sich doch auch selbst stets weiter. Sei es bei Produkten, Präsentationen oder in der Mitarbeiterführung. Ein sicherer Punkt, wo wir uns weiterentwickelt haben, ist unsere Kunden zu kennen und deren Ratschläge und Kritik ernst zu nehmen. Denn nur wenn du mit deinen Kunden auf Augenhöhe kommunizierst, kommst du weiter und wirst dadurch auch deine eigene Zukunft sichern. OM: Ein schönes Schlusswort – danke für das offene Gespräch.

 

 

Autor:in
Oliver A. Mathys
begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seid 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zur Situation und Zukunft der Branche.
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