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Wir brauchen einen Neustart

Die Weltlage kann einem ganz schön auf die Laune schlagen, aber nichts ist giftiger für den Handel, als schlechte Laune. Tjards Wendebourg plädiert deshalb für einen Neuanfang und zwar nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich.

von Tjards Wendebourg erschienen am 24.02.2025
© Barbara Sommer
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Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass Sie schlechte Laune haben, ohne genau zu wissen weshalb? Ist Ihnen an sich selbst schon einmal aufgefallen, dass Sie schroffer und ungehaltener auf ein Gegenüber reagiert haben, als es der Anlass gerechtfertigt hätte? Ich muss mir eingestehen, dass mir beides schon passiert ist und ich scheine damit nicht alleine zu sein: Mein Lieblingskolumnist, nennen wir ihn einfach mal Olli, erzählte mir neulich, dass er genau diese Beobachtungen in Gesprächen mit Unternehmern und Lieferanten gemacht hat. Allgemein fehle es derzeit im Umgang miteinander an Geduld und Verständnis, meint er.

Wir haben die Entwicklung schon länger. Kennen Sie diese Statistik, nach der Rettungskräfte, Krankenhauspersonal und Polizisten immer häufiger Opfer von Attacken werden? Insgesamt zeigen sich in der Gesellschaft immer mehr Indizien für eine zunehmende Verrohung. Das bildet sich auch im Bundestagswahlergebnis ab: Ein Fünftel der Wahlberechtigten – und dieses Mal ist es wirklich ein Fünftel, weil die Beteiligung auf einem Rekordniveau lag – wählt eine Partei, die für nichts Konstruktives steht, sondern nur für ungehobeltes, grobes Verhalten, für Hetze, für Ausgrenzung, für eine Gesellschaft ohne Zusammenhalt. Die Wählerinnen und Wähler tun es, weil sie frustriert sind, weil sie Dampf ablassen wollen und, weil ihnen mangels Selbstreflektion, die Folgen ihres Tuns unklar bleibt. Das zeigt der ländliche Osten exemplarisch: Die Menschen unterschreiben dort ohne Not die Beschleunigung der Verschlechterung ihrer Lage. Denn die vermeintliche Alternative ist ein Booster genau jener Dinge, die sie frustriert haben.

Aber zurück zu uns. Denn auch bei denen, die nicht mit Frustwahlverhalten und mangelnder Selbstreflexion auffallen, hinterlässt die Weltlage Spuren. Wir merken, dass sich immer mehr Fragen auftun, auf die wir keine Antworten wissen und dass immer mehr Probleme aufpoppen, für die wir keine Lösungen haben. Das macht unzufrieden – und am Ende unfreundlich, im besten Fall. Wir brauchen dringend einen Neuanfang – und zwar nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich. Nichts ist giftiger für den Handel als schlechte Laune. Wer lustlos durch den Tag geht, hat auch keine Kauflust, sondern beschränkt sich auf das Nötigste. Wenn wir also wollen, dass die Laune sich verbessert, sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen. Das ist am Ende nicht nur gut für das Geschäft, sondern auch für die eigene Psyche. Lassen Sie uns wieder das Gute und Schöne suchen und finden. Das ist nämlich keineswegs verschwunden. Es geht im Lärm der schlechten Nachrichten nur manchmal unter.

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