Wie finden Sie Ihre Azubis? Wie wählen Sie aus?
Haben Sie konkrete Auswahlverfahren, beispielsweise Probearbeiten oder Praktika? Worauf legen Sie bei der Auswahl Wert? Wodurch fördern Sie die jungen Leute während der Ausbildung? Wie viele Bewerber hatten Sie in den letzten Jahren? Das haben wir Kollegen und Kolleginnen in der Ausgabe 5-6/2015 gefragt.
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Martin Löwer, Seligenstadt: Das Auftreten ist wichtig
Wir machen eigentlich gar nicht viel Werbung, um Azubis zu finden. Das liegt zum einen am Bekanntheitsgrad unseres Gartencenters und zum anderen auch daran, dass nicht mehr viele Mitbewerber in der Region ausbilden. In den letzten Jahren hatten wir allein für Seligenstadt 10 bis 15 Bewerber, zwei bis drei pro Jahr fangen an. Die Auswahl treffen wir beim Probearbeiten. Dazu kommen die Bewerber für eine Woche in den Betrieb. Die Entscheidung, wer als Azubi anfängt, liegt bei den Ausbildern. Bei der Auswahl ist für uns das Auftreten das A und O. Die schulischen Leistungen treten eher in den Hintergrund. Unsere Azubis fördern wir dadurch, dass sie alle Abteilungen durchlaufen und indem wir sie regelmäßig intern schulen. Dazu finden alle 14 Tage zwei Azubi-Stunden statt, kurz vor der Prüfung jede Woche. Dabei vermitteln die Ausbilder unter anderem Praxisinhalte.
Martin Löwer ist Inhaber und Geschäftsführer der Gartencenter Löwer Filialen in Seligenstadt und Hanau
Christian Murrenhoff, Warendorf: Wir fördern Azubis individuell
Auszubildende zum Gärtner, Fachrichtung Zierpflanzenbau/Pflanzenfachberater suchen wir über unsere Homepage und über die Arbeiagentur. Zudem schalten wir Anzeigen im Heft „Schools out“ und arbeiten mit Organisationen wie Impulse e.V. und dem Kolpingbildungswerk zusammen. In unserer Caféecke liegen Flyer zur Mitnahme aus. Schülerbetriebspraktikanten erhalten eine attraktive Urkunde, eine Bewertung, Infomaterial zu den Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Gartenbau und ein Geschenk. Wir beteiligen uns am jährlichen Girls Day/Boys Day. Über Vorstellungsgespräche und Praktikum/Probearbeiten wählen wir bis zu 2 aus den 5 bis 10 Bewerbern pro Jahr aus. Wir legen besonderen Wert auf ein gepflegtes Äußeres, freundliche Umgangsformen sowie auf die persönliche Motivation der Bewerber. Bei uns werden die Auszubildenden individuell je nach Bedarf gefördert. Wir führen regelmäßige Fördergespräche über ihre Entwicklung und bestehende Weiterbildungs-/Karrieremöglichkeiten. Zudem absolvieren unsere Azubis ein spartenübergreifendes Praktikum bei einem Kollegen.
Christian Murrenhoff führt mit seiner Frau Wilma die Gärtnerei Murrenhoff, Mitglied der Initiative Top-Ausbildung-Gartenbau
Norbert Uellekes, Kempen: Kontakte zu Lehrern hilfreich
Unsere Azubis finden wir auf vielen Wegen: über gute Kontakte zu den Lehrkräften der örtlichen Realschule und über die Berufsberatung der Arbeitsagentur. Außerdem laden wir zu einer Kompetenzwerkstatt ein, in der die verschiedenen Gartenbausparten vorgestellt werden. Ausgewählt werden die Azubis über ein Vorstellungsgespräch und einen Eignungstest, dabei legen wir vor allem Wert auf einen guten Umgangston. Wir fördern unsere Azubis indem wir sie mit auf Veranstaltungen nehmen, wie Kreisgruppentreffen, IPM und Workshops und beim Berichtsheft mehr machen als üblich.
Norbert Uellekes ist bei Hanka Gartenbau zuständig für Produktion & Ausbildung
Pirmin Müller-Bernhardt, Hamburg: Unterstützung bei der Ausbildungsplatzvermittlung
Im GaLaBau-Fachverband Hamburg bin ich für das Grüne Ausbildungsnetzwerk verantwortlich. Dieses will jungen Menschen eine Chance auf eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner geben, die ohne Unterstützung nicht die Möglichkeit bekommen würden. Das sind vor allem junge Menschen mit Förderbedarf. Die Kandidaten müssen ein zweiwöchiges Praktikum absolvieren. Dabei führen wir auch ein kleines Assessment-Center durch und ein intensives Interview mit standardisierten Fragen. Gemeinsam mit einem Co-Ausbilder entscheiden wir dann über die Aufnahme. Wir achten dabei vor allem auf handwerkliches Geschick, Umgangsformen und ganz besonders auf die Motivation und das Interesse am Beruf. Zeugnisnoten sind nicht entscheidend. An drei Freitagen im Monat erhalten die Azubis einen ganztägigen Förderunterricht. Die Betriebe stellen sie dafür frei.
Pirmin Müller-Bernhardt ist Techniker GaLaBau und Dipl.-Soz.-Päd. und arbeitet als Ausbilder im FGL Hamburg
Die Fragen stellte Christine Schonschek, Bad Ems
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