"Am Anfang war Improvisationstalent gefragt"
Anders als viele andere Läden durften Gartencenter in den meisten Bundesländern während der Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geöffnet bleiben. Diese Unternehmer haben dadurch ein paar Wochen Vorsprung bei der Umsetzung der geforderten Schutzmaßnahmen. Wir haben Martina Mensing-Meckelburg, Vorsitzende des Verbands Deutscher Gartencenter (VDG), gefragt, welche Erfahrungen sie an die Kollegen weitergeben kann, die ihre Ladentür erst jetzt wieder öffnen durften.
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Die Gartencenter, die während der bundesweiten Ladenschließungen geöffnet blieben durften, mussten die geforderten Schutzmaßnahmen sehr schnell umsetzen, das war sicher eine Herausforderung?
Allerdings! Da war viel Improvisationstalent gefragt, weil Vieles gar nicht so schnell verfügbar war. So haben sich einige schnell selbst eine Barriere für den Schutz im Kassenbereich gebaut. In verschiedenen Märkten mussten die Zufahrtswege zur Kasse entzerrt werden, aber auch da waren die Kollegen sehr kreativ, haben Wege mit Paletten zugestellt oder CC-Karren und so eine gezielte Zuleitung gebaut.
Wir haben innerhalb des Verbands eine geschlossene Facebookgruppe eingerichtet, über die wir uns gut austauschen konnten, Tipps und Ideen geteilt haben. Die meisten Kollegen haben die Maßnahmen sofort und gut umgesetzt, die Ordnungsämter waren überall begeistert.
Welche Erfahrungen habt Ihr gesammelt, welche Tipps kannst Du weitergeben?
Man sollte immer versuchen Schlangen zu vermeiden. Gerade in Stoßzeiten, wie am Wochenende, müssen deshalb alle Kassen besetzt sein. Bei einigen Kollegen hatten sich Schlangen beim Einpackservice gebildet, den sollte man dann lieber nicht anbieten, dafür haben die meisten Kunden Verständnis.
Wenn der Ansturm besonders groß ist, ist die Einlasskontrolle vor der Tür ganz wichtig. Nicht nur, um die Zahl der gleichzeitig im Markt anwesenden Kunden zu beschränken, sondern auch für die Stimmung bei den Wartenden vor der Tür. Da ist es wichtig, gute Laune zu verbreiten, das hilft den Kollegen im Markt, die dann oft der Blitzableiter für die schlecht gelaunten Kunden sind.
Ich stehe an den Samstagen häufiger vor der Tür, desinfiziere die Griffe der Körbe und drücke jedem Kunden einen in die Hand. Sprüche wie: „Jetzt können Sie noch schnell kostenlos Vitamin D tanken“, sorgen für ein Lächeln. So sind die meisten ganz entspannt in den Laden gegangen. Grundsätzlich sind aber viele Kunden sehr verständnisvoll.
Dennoch sind die Mitarbeiter sicher gerade ganz besonders gefordert?
Das stimmt! Die Mitarbeiter haben ganz unterschiedliche Herausforderungen – Kinder, die betreut werden müssen oder kranke Familienmitglieder, die zur Risikogruppe gehören. Einige haben schlichtweg Ängste, die muss man ernstnehmen und Mut zusprechen. Und es ist wichtig, die Mitarbeiter so gut es geht zu schützen, alles zu tun, damit sie sich sicher fühlen.
Vielleicht kann man dem einen oder anderen auch mal eine kurze Auszeit ermöglichen, wie auch immer, man sollte deutlich machen: Wir sind für Euch da. Die meisten sind aber froh, dass sie arbeiten dürfen. Erleben sie es doch im Bekanntenkreis, dass in anderen Branchen Kündigungen erfolgten oder längerfristig Kurzarbeit notwendig ist.
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