Warum besuchen Sie Messen? Wie bereiten Sie sich vor?
Die Zahl der Messen für den grünen Einzelhandel wächst – wir haben Kollegen deshalb gefragt, welche der Fachmessen für sie im kommenden Jahr wichtig sind und wie sie die Veränderungen der Messelandschaft beurteilen. Darüber hinaus haben wir gefragt, was die Kollegen auf den Messen vermissen, wer aus dem Unternehmen die Ausstellungen besucht und wie dieser Besuch vorbereitet und nachgearbeitet wird.
Die Fragen stellte Christine Schonschek, Bad Ems.
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Messebesuche sind Bildungsreisen
Seit rund 35 Jahren besuche ich Messen regional, national, international, in Europa und Asien. Leider hat in den letzten Jahren der Sortimentsmischmasch auf den Messen zugenommen, der zum Teil mit neuen Vermarktungskonzepten überlagert wird. Mir persönlich läge eine stärkere Profilierung der Messen sehr am Herzen, damit sie auch in der Zukunft Bestand haben. Auf die Messebesuche bereite ich mich sehr lange und intensiv vor. Das rate ich auch meinen Kunden, beispielsweise anhand eines Fragenkatalogs: Grund für den Besuch? Wer fährt hin/wer soll besucht werden? Welches Ziel soll erreicht werden? Wie hoch sind die Kosten? Welche Ergebnisse gibt es aus Vorjahren? Aus den Antworten lässt sich dann wunderbar ein Ablaufplan erstellen. Sollten mehrere Mitarbeiter auf einer Messe sein, ist es sinnvoll, einen informellen Austausch einzuplanen.
Peter Hermanns ist Geschäftsführer der Unternehmensberatung CCS GmbH creative customer systems
Um ein Gefühl für die Trends zu bekommen
Wie jedes Jahr werde ich selbstverständlich auf die IPM gehen. Vor allem deshalb, um dort Zulieferer, aber auch die Branchenverbände zu treffen; aber auch, weil dort die Neuheiten von Pflanzen, Gewächshaustechnik etc. präsentiert werden. Dann besuchen wir auch die Einkaufsmesse der Sagaflor sowie die Nordstil in Hamburg. Vor allem bei letzterer geht es mehr darum hinzuschauen, weniger bis gar nicht um dort einzukaufen. Besonders wichtig an den Messebesuchen ist es mir, ein Gefühl für die Trends zu bekommen, um am Puls der Zeit zu bleiben. Die Messen bieten die einmalige Gelegenheit, die Produkte auch anfassen zu können und nicht nur aus dem Katalog heraus zu bestellen. Auch erhalten wir durch die Messebesuche Inspirationen für den eigenen Aufbau in unserem Geschäft. Wenn ich nicht hingehe, habe ich das Gefühl etwas zu verpassen. Natürlich nutze ich die Messen auch, um für den BVE Kontakte zu knüpfen. Auf der IPM bin ich zwei Tage. Das ist das Minimum. Gerne würde ich auch drei Tage bleiben, doch das lässt leider mein Zeitplan als Geschäftsführer dann doch nicht zu. Was mir bei der IPM noch fehlen würde, ist „Zeit“, um durch alle Halle zu kommen und das vielfältige Angebot zu sichten. Ich bin jedes Mal wieder beeindruckt von der Vielfältigkeit unserer grünen Branche. Mehr brauche ich nicht. Vor dem Messebesuch schreibe ich auf, wo ich hin will. Vor der Messe bekommen wir viel Post. Die Unterlagen sammle ich in einer Mappe, die ich dann mitnehme. Die IPM-App habe ich auch schon genutzt, würde mich aber noch über eine Indoor-Navigation freuen. Zur IPM kommt meine Frau immer mit und dieses Mal auch mein Sohn, der Informatikkaufmann ist. Manchmal kommen auch Azubis mit, Mitarbeiter eher seltener.
Olaf Beier ist Geschäftsführer der Landgärtnerei Beier in Siek bei Hamburg und Vorsitzender des Bundesverbands Einzelhandelsgärtnereien (BVE)
Messebesuch als Netzwerkplattform nutzen
Ich persönlich, als Geschäftsleiter, besuche 2016 voraussichtlich die Garden Retail Experience (Boskoop/NL), die IGC Show (USA), die Öga (CH) und die spoga+gafa. Letztere besuche ich vor allem wegen dem anschließenden BHB Gardensummit und dem internationalen Netzwerk. Die Öga besuche ich als nationale Netzwerkplattform. Die IGC Show für Inspirationen von einem anderen Erdteil. Die Messen besuche ich als Netzwerkplattform und um die von meinem Einkaufsteam aufgegriffenen Trends zu „verstehen“ oder um mein Team auf solche aufmerksam zu machen. Was ich mir auf den Messen wünsche ist die Umsetzung von Omni-Channel-Ansätzen zur Inspiration für meinen eigenes Unternehmen. Weil ich als Geschäftsleiter keine Einkaufsverantwortung wahrnehmen muss, bereite ich mich nicht wirklich auf den Besuch vor. Wichtiger als die Vorbereitung ist für mich, dass ich diszipliniert genug bin und mir im Nachgang zur Messe genügend Ressourcen zur Nachbearbeitung „freischaufle“. Freilich fahre nicht nur ich selbst auf Messen, sondern hauptsächlich nehmen Mitarbeitende mit Einkaufsverantwortung regelmäßig daran teil. Als „Incentive“ laden wir „normale“ Mitarbeitende in unregelmäßigen Abständen zum Messebesuch ein.
Erwin Meier-Honegger ist Geschäftsführer des Gartencenters Meier mit Sitz im schweizerischen Dürnten
Jeder, der mitkommt, bekommt eine Aufgabe
Ich selbst fahre, wie jedes Jahr, auf die IPM, weil sie die wichtigste Pflanzenmesse überhaupt ist. Weiterhin plane ich in 2016 Besuche der GrootGroenPlus in Zundert sowie einiger Winterhausmessen von Baumschulen ein, dort suche ich gerne Einzelstücke aus. Es gibt auch Messen, die anhand ihres Angebots für uns als Gartenbaumschule nicht mehr so sehr von Interesse sind, wie beispielsweise die spoga+gafa. Auf meinem zweitägigen Besuch der IPM lasse ich mich gerne mal überraschen. Mitarbeiter, die sich mehr um den Dekobereich kümmern, fahren auf die Christmasworld. Zur IPM kommen immer Mitarbeiter im Wechsel mit, sodass jeder Mitarbeiter alle zwei Jahre auf die IPM fährt. Wir besprechen im Vorfeld der Messe mit dem ganzen Team, wer sich über welche Themen informiert. Die Auswertung der Messe machen wir dann ein paar Wochen danach.
Oliver Fink ist Inhaber der Gartenbaumschule Becker und Vorstandsvorsitzender des Verbands Gartenbaumschulen BdB (GBV)
Messen dürften gern längere Öffnungszeiten haben
Messebesuche sind unerlässlich. Zum einen, um zu sehen, welche Trends sich durchsetzen werden, um einen Preisüberblick zu erhalten sowie, um Highlights für das Sortiment zu entdecken. Im Idealfall können zahlreiche Aufträge zeitökonomisch an wenigen Tagen platziert werden. Für Messen hätte ich einen Wunsch, der da wäre: Öffnungszeiten 8 bis 19 Uhr! Auf die Messen bereite ich mich vor durch Studium der artikelgenauen Umsatzauswertungen pro Lieferant des Vorjahrs, Studium der Messeeinladungen und Kataloge der Aussteller, Sichtung von Trendbroschüren und Publikumszeitschriften. Außer mir besuchen auch der Verkaufsleiter und Mitarbeiter aus den jeweiligen Abteilungen die Messen.
Dr. Ruth Höppener ist die Inhaberin des Gartencenters Höppener – Das Blumenparadies GmbH & Co. KG
Ruhige Gesprächsinseln wünschenswert
In 2016 möchte ich die IPM, die Flower- Trials und die Plantarium besuchen. Aber nicht nur ich selbst als Inhaber, sondern alle Mitarbeiter im Außen- und Innendienst besuchen die Messen. Das ist mir deshalb sehr wichtig, damit unser Team den aktuellen Stand über Sortenneuheiten und Entwicklungen sowie allgemeine Marktentwicklungen früh erkennen kann. Natürlich sind die Fachgespräche mit Kunden und Lieferanten ein wesentlicher Inhalt auf der Messe. Insbesondere auf der IPM würde ich mir deutlich bessere Rahmenbedingungen wünschen, wie Parkmöglichkeiten, vernünftiges Essen zu vernünftigen Preisen, Sitzmöglichkeiten in ruhigen Zonen in jeder Halle, um mit Kunden dort entspannt ins Gespräch kommen zu können.
Udo Böhmer ist Inhaber der Udo Böhmer Handelsvertretung und Beratung im Gartenbau
Den Puls der Zeit erspüren
Ich will folgende Messen besuchen: Die Gardiente und die spoga+gafa sowie eine zeitlich passende der diversen Branchenmessen im europäischen Ausland. Weitere Mitarbeiter werden auf die IPM, Ambiente, Christmasworld sowie diverse Baumschulhausmessen gehen. Diese Besuche sind für uns wichtig zur Trendbeobachtung sowie zur Suche nach neuen Sortimenten und Lieferanten, aber auch als Plattform zur Vernetzung. Da wir in Rostock an der Marktperipherie liegen, spüren wir so auch viel besser den Puls der Zeit. Die Fahrten zu den Messen nutzen wir, um am Wegesrand liegende interessante Betriebe zu besichtigen oder Lieferantentermine wahrzunehmen. Ich würde mir speziell auf der spoga+gafa noch mehr Anbieter im Bereich lebendes Grün und Gartenbedarf wünschen. Auf die Messebesuche bereiten wir uns vor durch Umsatz- und Trendanalysen, Kollegengespräche und Studium der Fachpresse.
Eckhard Heinemann ist Geschäftsführender Gesellschafter von Grönfingers Rostocks Gartenfachmarkt GmbH
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